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Interessante Wanderung Partenen - Wiegensee

Am Samstag 5.7.2025 startete eine 16-beinige Gruppe wanderbegeisterter und wissbegieriger Naturfreunde in Partenen „im Loch“ zu einer botanisch u. kulturhistorischen Wanderung zum Wiegensee – auf eher wenig begangenen Wegen. Zuerst über den alten Wald oberhalb von Frons Richtung Vorderganifer und dann über den Schrofenweg bis zur Wiege. Durch das warme Frühjahr und den wenigen Schnee im letzten Winter ist die Frühlingsblumenpracht schon sehr weit vorgeschritten. So konnten wir neben den letzten typischen Frühjahrsblühern auch schon die Sommerblüher antreffen und nahmen intensiv die verschiedenen Düfte der blühenden Vegetation auf. 
Die aussichtreiche Sitzbank auf der Wiege, am Beginn des Naturschutzgebietes, lud zu einer ersten Rast ein und war eine gute Gelegenheit etwas über das Tal, die Geschichte, Gebirge und Botanik zu erfahren. Vor uns der Blick ins Großvermunt, das in Galtürer und noch früher in Engadiner Besitz war.Hier wachsen auch einige Lerchen, deren Samen mit dem Föhn aus dem Engadin hergeflogen sein werden.

Weiter führte uns der Weg dann direkt zum Wiegensee, der an diesem Tag noch Besuch von mehreren Exkursionen bekommen sollte. Der Moorkomplex Wiegensee hat internationale Bedeutung und ist in seiner Mischung aus offenem Moorsee, Schwingrasen, Hochmoor, Niedermoor, Latschenmoorwäldern und verlandeten Seen, die alle in kurzer Distanz am Wegesrand zu finden sind, sehr interessant. Nicht umsonst ist es als Natura2000-Gebiet ausgewiesen und auf unseren Schutz angewiesen. Das Wetter war super zum Wandern, die Sonne versteckte sich hinter den Wolken und es kam in dieser Moorlandschaft bei einigen die Erinnerung an Schottland auf. Erstaunt haben wir die Rufe von Steinrötel und Schneehuhn gehört, die Vögel aber nicht gesehen. Sie haben uns aber sicher beobachtet, genau wie zwei drüber fliegende Gänsegeier, die im Montafon jährlich Urlaub machen. Auf dem weiteren Weg ins Verbella tauchten wir ein in eine „wilde“ Vegetation mit verschiedenen Glockenblumen und Orchideen, Strubabuaba, Türkenbünden, Montafoner Steinbrechern, Eisenhüte und Germer, den beiden giftigsten Pflanzen unserer Alpen, und den beiden Fleischfressern Fettblatt und Sonnentau.


Wir stiegen über Hangmoore und die ehemaligen Bergmähder „im Gsäß“ ins Hinterganifer ab und gelangten, teils auf der Straße, teils auf Waldweg, mehrfach den Verbellabach (dieser und später die Ill sind die Grenze zwischen Verwall und Silvretta) überschreitend, schließlich im Tal zum Bella Maisäß.

Da die Naturfreunde heuer 130 Jahre werden, besuchten wir dort noch den Hof, welcher kurze Zeit (vor 105 Jahren) dem damaligen Staatskanzler Renner gehörte und als „Naturfreundehaus Partenen“ bezeichnet wurde. Karl Renner war ja einer der Mitbegründer der Naturfreundebewegung. 1964 sollte auch ein Bodenseeschiff nach Renner genannt werden; aber nach der „Fußachaffäre“ heißt das Schiff bis heute „Vorarlberg“. Die Demonstranten von damals wussten sicher nicht, dass es im südlichsten Dorf des Landes schon 45 Jahre früher einen „Rennerhof“ gab.
Gleich daneben steht die Malerkapelle aus dem 17.Jahrhundert, die auf die Zeit zurückgeht wo sich Montafoner, Prätigauer und Engadiner aus Glaubensgründen gegenseitig nicht gut gesonnen waren und sich nicht nur gegenseitig Vieh, Kirchenglocken und Heiligenstatuen stahlen, sondern sich gegenseitig auch bekriegten. In guten Zeiten hielten sie am Ochsenboden beim Veltliner Hüsli einen Viehmarkt ab, in bösen Zeiten zogen die bewaffneten Söldner über die Jöcher und brachten Unheil.
Abschließend besuchten wir in Partenen noch den neu eröffneten „Naturraum Verwall“, ein kleines Museum, das genau das Gebiet zum Thema hatte, das wir heute intensiv begangen haben.


Bei einem Abschlusshock in der Sonne stellte die international zusammengewürfelte Wandergruppe fest, dass der Tag sehr gelungen war, wir viel Neues erfahren haben und dass alle wieder kommen wollen.

Weitere Bilder demnächst auf dem Link auf der rechten Seite .....

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Gerhard Pfeifer
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